2022 | Komm Runter

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Wer schaut noch Musicals?

Nicole und Oliver waren bei Radio 3fach im interview

Das Phantom der Oper, Cats, oder A Westside Story - die Musicalwelt ist scheinbar endlos, insbesondere, weil viele Filmklassiker zu Musicals umgewandelt werden können.

Genau das hat der Verein Musical Fever für ihr diesjähriges Projekt gemacht - die Vorstellung heisst "Komm Runter" und basiert auf dem Film "Corpse Bride" von Tim Burton. Natürlich haben sie den Plot und die Charaktere des Films nicht genau übernommen, sondern haben verschiedenes angepasst, abgeändert und ergänzt. Letzteres war bei ihnen der Fall, damit alle 19 Castmitglieder eine echte Rolle spielen konnten.

Aber interessieren sich junge Leute überhaupt noch für solche Musicals? Darüber haben wir mit Nicole und Oliver gesprochen - sie sind jeweils für die Co-Regie und die Musikleitung des Stücks verantwortlich. 

Dass sie ihr Stück an den Film "Corpse Bride" angelehnt haben, sei sicherlich eine Hilfe, um sich von traditionellen Musicals abzugrenzen.

Trotzdem bleibt die Musicalszene eher eine Nische, vor allem wenn wir von Jugendlichen sprechen. Einige Jugendliche interessieren sich nicht gross für die Theater- und Musicalszene, aber wenn man selbst in diesen Kreisen unterwegs ist, dann nimmt es einen grossen Teil deines Lebens ein.

«Es isch halt wirklich es riese Hobby»

Dass genügend Menschen an diesem Hobby interessiert bleiben, ist für das Musical Fever extrem wichtig, weil besonders viel Geld haben sie nicht auf der Hinterhand. Obwohl der Verein in der Kantonsschule Alpenquai aus einer Maturaarbeit in 2000 entstand, müssen sie ab diesem Jahr wieder Miete zahlen für alle Räumlichkeiten, die sie nutzen wollen.

Über diese Problematik und über ihr neues Stück "Komm Runter" haben wir mit Nicole und Oliver noch mehr gesprochen - den ganzen Beitrag kannst du dir hier anhören:

Link zum Interview

 

Quelle: Radio 3fach

 

 


Eine verliebte Leiche tanzt und singt um ihr Glück: In der Kantonsschule Alpenquai herrscht das Musical Fieber

Der Verein Musical Fever holt dieses Jahr das Jenseits und ein irrtümliches Eheversprechen auf die Bühne. Der morbide Spass reisst mit.

Wenn Gesichter bleich sind, Gestalten bizarr, Welten düster und der Humor morbid, dann weiss man, dass sich der Verein Musical Fever wieder einem Film von Tim Burton gewidmet hat. Dieses Jahr wird frei nach dem Film «Corpse Bride» die Version «Komm runter – man muss nichts ausser sterben» aufgeführt.

 

Tim Burtons Vorlage entführt in ein fantastisch animiertes, tragikomisches, poetisches, romantisches und melancholisches Musikmärchen mit einem schaurig-schrägen Happy End. Was die jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren seit gestern in der Aula der Kantonsschule Luzern daraus entwickelt haben, ist eine reife Leistung.

Die Heirat soll gewinnbringend sein

Entstanden ist ein gut zweistündiges Stück, das von Beginn weg mit seinen neu interpretierten 15 Songs – unter anderem absolut cool «Thriller» – mitreisst.

Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert in England, zwei Ehepaare wollen ihre Kinder verheiraten. Während Vincents Eltern es mit Fischhandel zu Geld gebracht haben, aber gesellschaftlich nicht zur Elite gehören, ist Victorias Familie aristokratisch, aber verarmt. Die Heirat soll für beide Familien gewinnbringend sein. Am Tag vor der Vermählung sehen sich Vincent und Victoria zum ersten Mal – und verfallen einander tatsächlich in Liebe auf den ersten Blick. Es soll geheiratet werden.

Verzweifelt in der Unterwelt angekommen

So ein Ehegelübde will geübt sein. Der tollpatschige Bräutigam verzieht sich dazu in den Wald und steckt den Ring an einen knorrigen Ast. Das Holz entpuppt sich als Finger einer skelettierten Unglücklichen, die aus dem Reich der Toten aufsteigt, um Vincent mit sich zu nehmen. In der Unterwelt angekommen, versteht Vincent erst allmählich, wo er gelandet ist und mit wem er sich irrtümlich vermählt hat. Verzweifelt sucht er nach einem Ausweg, während auch in der Welt der Sterblichen der zukünftigen Braut die Zeit davonrennt. Da ihr Bräutigam verschwunden ist, soll sie einen anderen heiraten.

 

Die 19 jungen Darstellerinnen und Darsteller verdienen alle ein grosses Lob für ihre Bühnenpräsenz, ihre Leidenschaft, die sie ausstrahlen und ihr gesangliches und tänzerisches Können. Die monatelange Arbeit seit letztem Januar zeigt sich in jeder Szene. Die Lieder im Chor, begleitet von einem 15-köpfigen Live-Orchester, und die Tanzszenen reissen mit. Die authentischen Kostüme und das tolle, zweistöckige Bühnenbild machen aus dem Gesamtwerk ein Augenschmaus. Was geboten wird, ist gebündeltes Können in allen Bereichen: Regie, Produktionsleitung, Choreografie, musikalische Leitung, Technik – es ist von A bis Z herausragende Eigenleistung des Vereins.

«Mit dem Herz dabei und vielleicht nicht perfekt»

Traditionell wechselt die Regie jedes Jahr. Diese Produktion wurde von Anna Kazarow (25) aus Luzern, in Co-Regie mit Nicole Getzmann, zur Bühnenreife geführt. Sie studiert Gesang und stand seit 2015 selbst auf der Bühne.

«Die Magie der Bühne bildet für uns das Herzblut der Produktion. Mir war es wichtig, dass wir mit dem Herz dabei und vielleicht nicht perfekt sind, statt perfekt zu agieren, aber nicht mit dem Herzen.»

Das ist allen gelungen.

 

Quelle: Luzerner Zeitung